Was verstehen wir unter individueller und alternativer Bildung?

Es gibt in Deutschland und weltweit mehrere alternative Konzepte für die individuelle Bildung. Diese grenzen sich bewusst vom klassischen Bildungssystem ab. Die entsprechenden Schulen sind staatlich anerkannte Privatschulen. Sie werden mehr oder minder vom Staat finanziell unterstützt, sind aber auch auf Schulgebühren angewiesen.

Die wichtigsten alternativen Bildungskonzepte und ihre Ausrichtung

Grundsätzlich geht es bei der alternativen Bildung um die stärkere individuelle Förderung der Schüler und um ihre Befreiung von Zwängen durch Zensuren oder das Korsett eines engmaschigen Lehrplans. Das bringt viele Vorteile mit sich. Der eliminierte Leistungsdruck fördert die Begabungen der SchülerInnen sehr viel besser. Im Überblick wären als wichtigste Vertreter der alternativen Bildung zu nennen:

Zu diesen Konzepten existieren in vielen Fällen neben den Schulen auch Kindergärten. Im Folgenden wollen wir uns diese Vertreter alternativer Bildungskonzepte näher anschauen.

Freie Waldorfschulen

Die Schulen basieren auf dem anthroposophischen Konzept der Waldorfpädagogik von Rudolf Steiner, es gibt sie seit den 1920er Jahren. Inzwischen haben sie weltweite Verbreitung gefunden, sie sind in Deutschland staatlich anerkannt und erhalten (nicht komplett kostendeckende) Zuschüsse. Die Bildung in 12 bis 13 Klassenstufen erfolgt ganzheitlich und kindgerecht, Musik, künstlerisches Handwerk und Kreativität spielen eine große Rolle. Die Kinder erhalten vor der Oberstufe keine klassischen Schulnoten, sondern Beurteilungen. In der Oberstufe werden Noten und Zeugnisse auf Wunsch entsprechend des staatlichen Schulsystems vergeben.

Bildung an Montessori-Schulen

Diese Schulen wurden im frühen 20. Jahrhunderts von der Medizinerin Maria Montessori gegründet. Sie vertrat das alternative pädagogische Konzept, dass jedes Kind ein eigenständiges Individuum ist und als solches behandelt werden muss. Montessori lehnte daher den Vergleich per Zensuren ab. Der Kern des Konzepts lautet: Hilf den Kindern, etwas selbst zu tun. Daher steht nicht allein die reine Wissensvermittlung durch Lehrer im Fokus, sondern die Befähigung von Schülern, sich das nötige Wissen selbst anzueignen. Zu diesem Zweck verwenden Montessori-Schulen besondere Lehrmittel unter anderem für den Mathematikunterricht. In einer Klasse lernen Kinder verschiedener Altersstufen gemeinsam. Dadurch können die älteren SchülerInnen die jüngeren unterstützen. Den Regelschulabschluss erhalten die SchülerInnen an einer staatlichen Schule.

Bewegungspädagogik nach Dore Jacobs (Dore-Jacobs-Berufskolleg)

Dore Jacobs (1894 – 1979) leitete menschliches Sein aus der Bewegung ab und entwickelte daraus auch ein Bildungskonzept, das heute auf dem Dore-Jacobs-Berufskolleg in Essen durchgeführt wird. SchülerInnen können hier das Abitur oder Fachabitur ablegen. Das Berufskolleg ist staatlich anerkannt. Der Unterricht findet in einer entspannten und persönlichen Lernatmosphäre statt. LehrerInnen und SchülerInnen begegnen sich respektvoll auf Augenhöhe. Die Bildungsgänge sind in Klassenverbänden organisiert. SchülerInnen wählen selbst Lernmodule zu sie interessierenden Themen aus. Die Unterstützung erfolgt höchst individuell, was spezifische Stärken fördert.

Jenaplan

Den Jenaplan entwickelte der Pädagoge und Dozent Peter Petersen ab 1927 an der Universität in Jena. Mitglieder des Londoner Komitees der New Education Fellowship prägten in Vorbereitung einer Konferenz 1927 in Locarno den Begriff “Jenaplan”. Dessen Kerngedanke ist das selbstständige, gleichwohl aber gemeinschaftliche Zusammenarbeiten von Schülern und Eltern. Unterrichtsformen des Jenaplans sind:

  • fächerübergreifende Kernunterricht, Kursunterricht und Unterricht bei freier Wahl eines Faches
  • Integration von Gesprächsformen wie dem Kreisgespräch, dem Berichtskreis, der Aussprache und dem Vortrag
  • Integration von Spiel für die Entwicklungsförderung jüngerer Kinder

Freinet-Pädagogik

Ab etwa 1920 begründeten die französischen Reformer Elise und Célestin Freinet diese Pädagogik, die bestrebt ist, reformpädagogische Elemente in ein einheitliches Konzept zu integrieren. Ein Motto lautete “Lehrer helfen Lehrern”. Schüler lernen in Kooperativen sehr selbstständig, sie tragen mit eigenen Texten zum Lernstoff bei. In einer Kooperative haben alle Schüler und Lehrer in ihrem Klassenrat – dem bestimmenden Gremium – jeweils eine Stimme. Das Ehepaar Freinet stützte sich auf ein früheres Konzept des Pädagogen Barthélemy Profit und entwickelte es weiter.

Bildquelle: Pixabayuser fancycrave1

 

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