Bewegungspädagogik soll uns alle positiv bewegen

Egal ob alltäglich oder sportlich, künstlerisch oder spielerisch – Bewegung prägt unser Leben. Anlässe zur Bewegung gibt es reichlich – sie korrespondieren mit unseren individuellen Erfahrungen. Einerseits betrifft es das Individuum selbst mit seinen körperlichen Erfahrungen, welche im gesamten Lebensverlauf ihre Wirkung entfalten. Andererseits erweist sich Bewegung als Mittel auf dem Gang durch die Welt, um mit anderen leicht in Kontakt zu treten, letztlich sozial zu kommunizieren. Mithilfe der Bewegungspädagogik wird bewusstes Erfahren und Einsetzen des gesamten Körpers möglich – die gesamte Muskulatur kann und soll „bewegt“ werden. Auch oft vernachlässigte Bereiche, zum Beispiel die Atemmuskulatur, sollen via Sprechen und Singen besondere Berücksichtigung finden – entspanntes und schmerzfreies Körpergefühl inklusive. Letztlich können bewegungspädagogische Übungen auch nach Krankheiten und Operationen die Regeneration beschleunigen. Damit wird deutlich, wie facettenreich Bewegungspädagogik doch ist. So lässt sich festhalten, dass Bewegungspädagogik sich prinzipiell der Konzeption sowie Durchführung von Kursen und auch weiteren Bildungsangeboten in den Bereichen Bewegung, Gymnastik, Sport und Tanz widmet.

Ganzheitliche Bewegungspädagogik

Ganzheitliche Bewegungspädagogik zielt auf die intensive Förderung von Körperbewusstsein sowie Individualität und Eigenverantwortung ab: Es geht um das Schaffen oder Wiederherstellen von Balance und Harmonie auf allen Ebenen, letztlich geht es um die Ganzheit der „Elemente“ Körper, Geist und Seele. Dabei setzt die Bewegungspädagogik ihre Schwerpunkte auf Wohlbefinden wie auch lustvolles Bewegen, wobei Schmerzgrenzen niemals überschritten werden. Es geht um das Wecken von Freude – Freude an regelmäßigen Bewegungseinheiten. Im Fokus der Bewegungspädagogik steht die Integration seelisch-geistiger Bereiche in verschiedene Bewegungsverfahren. Dabei geht es um die Verknüpfung von psychischer Verfassung und Bewegung. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen genauso wie Auffälligkeiten im Sozialverhalten verweisen auf aktuelle Indikationen für neue Formen der Bewegung in Pädagogik und Therapie mit Kindern.

Beziehungsorientierte Bewegungspädagogik

Keine Frage: Gute Bewegungspädagogik steht im direkten Kontext mit der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes und dem individuellen Lernprozess. Im 17. Jahrhundert bildeten sich die ersten Kindergärten, welche auch „Sitzschulen“ genannt wurden. Dieser Umstand lässt den Schluss zu, dass Kinder zu dieser Zeit sitzen lernen mussten. Motorische Kompetenzen entwickelten sie demgegenüber im freien Spiel vorzugsweise in der Natur.

Seit den 80er Jahren existiert in Großbritannien ein Konzept zur speziellen Bewegungserziehung – es firmiert unter „Relationship Play“. Dieser Ansatz ist in verschiedenen europäischen Ländern – unter anderem in Benelux und Ungarn – bereits anerkannt und verbreitet, in Deutschland jedoch bisher nicht. Wer in England über kindliche Bewegungsentwicklung spricht, kommt an dem Namen Veronica Sherborne nicht vorbei. Mit ihrer Person wird ein eigenständiger bewegungspädagogischer Ansatz verbunden: „Relationship Play“. Das Konzept von Veronica Sherborne ist Resultante ihrer Arbeit mit Kindern, die eine geistige Behinderung aufweisen. Das Ziel dieser Methode besteht in einer Optimierung der Körperbeherrschung via Erfahrung von Raum sowie Zeit und Dynamik innerhalb des Schwerefelds und sozialen Kontexts.

Zunehmende Bedeutung der Bewegungspädagogik

Da Bewegungsmangel heute gewissermaßen als Volksleiden gilt und bei nicht wenigen Menschen zu Folgeerkrankungen führt, gewinnt die Arbeit von Bewegungspädagogen immer mehr an Bedeutung. In diesem Kontext muss auch die Psychomotorik explizit Erwähnung finden – sie stellt die fachliche Basis dar und basiert auf einem kausalen Zusammenhang von psychischen Vorgängen und Bewegung. Im Kontext spezieller Therapien wird diese Erkenntnis genutzt und kommt vor allem Kindern und Jugendlichen zugute. Ansatzpunkte für Bewegungstherapie und Psychomotorik sind Verhaltensauffälligkeiten, mangelndes Selbstvertrauen, Probleme bei der Wahrnehmungsverarbeitung sowie Bewegungsstörungen. Entsprechend geht es um die Stärkung des Selbstvertrauens genauso wie um den Ausbau sozialer Kompetenzen, aber auch die Schulung von Kraft und Beweglichkeit sowie die Förderung von Wahrnehmung und Motorik stehen im Fokus. Bewegungspädagogik im Kindergarten erweist sich damit nicht nur als altersgerechte Bewegung – sie verfolgt vielmehr pädagogische Ziele, um so die Entwicklung der Kinder auf nachhaltige Weise positiv zu beeinflussen. Selbstverständlich können sich Bewegungspädagogen gegebenenfalls auch um Klienten im fortgeschrittenen Alter kümmern – gleichwohl stehen Kinder und Jugendliche stärker im Fokus der Bewegungspädagogik. Am Ende bewegen wir uns alle positiv.

Bildquelle: Pixabayuser mirceaianc

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